Büchercafé | aus Braunschweig | 9-2006


Im Juli 2006 hat die Paul-Gerhardt-Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Braunschweig ihr „Büchercafé“ eröffnet. Dort gibt es jetzt regelmäßig nicht nur die Möglichkeit, gebrauchte Bücher günstig zu erwerben, sondern bei Kaffee und Kuchen auch das eine oder andere Gespräch zu führen. Die Gemeinde richtet dieses Angebot nicht nur an ihre eigenen Gemeindeglieder, sondern lädt auch Gäste zu sich ein. Über die Idee, die Voraussetzungen, die Umsetzung und über Erfahrungen berichtet Michael Drewitz von der Braunschweiger SELK-Gemeinde.

Im Rahmen unserer Flohmarktarbeit, die wir zur Finanzierung unserer Weißrussland-Kleidertranporte seit gut sechs Jahren vierteljährlich veranstalten, können wir in zunehmendem Maße beobachten, wie Menschen, die nicht zur Gemeinde gehören, unsere Arbeit helfend unterstützen. Zu dieser Gruppe von Menschen gehört auch Elisabeth Fischer, die seit Jahren bei jedem Flohmarkt treu dabei ist, selbstgebackenen Kuchen mitbringt und auch neue Ideen entwickelt. Als Leseratte und Büchernarr war es ihr ein großes Anliegen, dass unsere Bücherflohmarktkisten, die im Keller ein sehr unwürdiges Dasein fristeten und von den meisten Kunden gar nicht wahrgenommen wurden, endlich besser zur Geltung kämen.

Da ich bei meiner Teilnahme an der Aktion „ProChristMobil“ in Berlin 1995 in einer Gemeinde in Frohnau eine Veranstaltung namens „Büchercafé“ kennen gelernt hatte, überlegte ich, wie sich ein solches Angebot in unserer Gemeinde realisieren lassen könnte.

Buechercafe2Die Voraussetzungen waren ideal: Unser Gemeindesaal eignete sich zum Einbau von insgesamt sechs Bücherregalen in zwei Bauabschnitten, die finanziellen Mittel für die Regale sollten durch den Bücherverkauf erwirtschaftet werden und für die Organisation stand eine engagierte Mitarbeiterin in den Startlöchern. Nachdem alle den Saal benutzenden Gruppen informiert waren und keine Bedenken hatten, stimmte der Kirchenvorstand dem Projekt sofort zu.

Die rund 400 Euro teueren ersten drei Regale wurden aus der laufenden Flohmarktkasse vorfinanziert, die Regale selbst von Frau Fischer und mir in einer Ein-Tages-Aktion eingebaut. Seitdem ist Frau Fischer in diesem Bereich unserer Gemeinde „zu Hause“, sie sortiert, ordnet und dekoriert alles wunderschön. In den von ihr aufgestellten Kassen kommt auch in der Nichtverkaufszeit einiges Geld zusammen, da viele, die durch die Gemeindesaalvermietung von außen kommen, das eine oder andere Buch kaufen.

Offiziell ist das Büchercafé an jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat geöffnet. Dazu erscheint ein Hinweis in der Tagespresse, Frau Fischer verteilt Handzettel und der Gemeindebrief weist darauf hin. Besonders die liebevoll gestalteten Briefkarten mit Blumenmotiven aus der Fotoarbeit ihres Mannes und der immer leckere, selbstgebackene Kuchen sind besondere Anziehungspunkte für Fremde. Zwischen acht und zehn Personen sind es bisher pro Verkaufsveranstaltung, Tendenz steigend! Die Einnahmen liegen im Schnitt um 50 Euro pro Verkaufstag. Die vorfinanzierten Regale sind daher schon längst bezahlt und der zweite Bauabschnitt kann demnächst in Angriff genommen werden.

Buechercafe1Frau Fischer selbst berichtet davon, dass ihr diese Arbeit gesundheitlich sehr geholfen habe. Sie habe eine große Portion Selbstvertrauen gewinnen können. Für unsere Gemeinde ist es ein Signal, das uns ermutigt, diesen Weg weiterzugehen. In allen Bereichen unserer „Angebote“ nach außen können wir ähnliche Entwicklungen feststellen.