Motorrad-Anlass-Gottesdienste
haben in Landau/Pfalz schon Tradition. Motorradfahrerinnen und -fahrer
werden zu einem Freiluftgottesdienst eingeladen und begegnen dem
Evangelium von Jesus Christus. Im Folgenden informiert Pfarrer Jürgen
Wienecke von der örtlichen Katharinengemeinde der SELK über Geschichte
und Ziele dieses speziellen Angebotes seiner Gemeinde und berichtet
auch über Erfahrungen damit.
Gottesdienste (nicht nur) für Motorradfahrer/innen
Es
hat sich inzwischen herumgesprochen: Immer am ersten Sonntag im Mai um
11 Uhr gibt es in Landau den Anlass-Gottesdienst zum Start in die
neue Motorrad-Saison. Treffpunkt ist ein kleiner Platz am Rande der
Altstadt in der Nähe der Katharinenkapelle, in der wir unsere
Gottesdienste feiern. Bei schlechtem Wetter könnten wir ohne Probleme
in die Kapelle ausweichen. Aber bisher ist das ist in den 11 Jahren
kaum nötig gewesen.
Etwa
eineinhalb Stunden vor dem Gottesdienst treffen sich einige
Gemeindeglieder, unterstützt von den ersten Bikern, um den Platz
herzurichten: Biertisch-Bänke, Stühle, Lesepult, Campingtisch für den
Altar, Lautsprecheranlage, Verlängerungskabel für die Stromversorgung
werden aus der Kirche geholt, Sonnenschirme von umliegenden Restaurants
ausgeliehen, (als Dankeschön machen wir in den Abkündigungen auch ein
wenig Werbung für sie), kleine Klappschilder mit Hinweis auf den
Gottesdienst werden in der nahe liegenden Fußgängerzone aufgestellt,
die Vorbereitungen für den Kirchenkaffee in der Kirche werden getroffen
(Tapeziertisch aufstellen, Getränke vorbereiten, Becher, Kekse etc.),
irgendjemand verteilt die Gottesdienst-Programme an die eintreffenden
Gottesdienstteilnehmer, letzte Absprachen mit den Musikern (z.B.
Keyboarder; Posaunenchor, der auch mal swingen und rocken darf),
der Hinweis auf die Toilette etc.
Kurz
nach 10 Uhr fahren wir Biker dann raus auf die A 65 zum Rastplatz
Pfälzer Weinstraße West, wo hoffentlich schon eine Menge
Motorradfahrer/innen auf uns warten. Normalerweise sollte dort auch ein
Polizeikrad sein, das uns begleitet und die Kreuzungen absperrt. Aber
meistens hat das nicht geklappt, da der Polizist durch andere Einsätze
aufgehalten wurde. Also haben wir nach vorheriger Absprache mit der
Polizei unsere eigenen Road Manager, die jeweils zu zweit
Kreuzungen und Ampelanlagen frei halten. Sonst würde die Anfahrt viel
zu lange dauern.
Es ist schon ein besonderes Erlebnis, wenn dann zwischen vierzig bis über hundert Maschinen durch
die Straßen und Gassen donnern und schließlich am Rande des Gottesdienst-Platzes
parken. Manche bleiben während des Gottesdienstes dort am Rande bei
ihren geliebten Bikes. Die meisten aber kommen näher an das
gottesdienstliche Geschehen heran, seit wir die Schatten spendenden
Kneipenschirme haben. Dann klappt das mit dem Mitsingen auch besser.
Wir nehmen möglichst bekannte Lieder, vor allem aus dem
Jugendliederbuch. Manchmal üben wir auch mal ein Lied ein, damit
möglichst alle mitsingen können. Denn wir gehen davon aus, dass die
meisten Biker/innen Kirchen nicht oft von innen sehen.
Wie so ein Gottesdienst aussieht, ist dokumentiert auf unserer Homepage www.selk-landau.de.
Zur Geschichte der Moto-Godis
Ich
hatte so etwas schon länger vor, wagte mich aber immer nicht so recht
dran, erinnert sich Pfarrer Gerhard Triebe, damals Pfarrer in Landau
und begeisterter Motorradfahrer: Dann
kam 1993 Gerhard Weber (Pfarrer beim Missionarisch-Ökumenischen
Dienst [MÖD] der Ev. Kirche der Pfalz) auf mich zu mit der Idee,
Moto-Godis auf Johanniskreuz (einem Treffpunkt für Motorradfahrer/innen
mitten im Pfälzer Wald bei Kaiserslautern) anzubieten. Da gäbe es
bereits .... während der Sommermonate Gottesdienste im Grünen; da
könnte man dann doch noch einen am 1. Sonntag im September anhängen
und den für Motorradfahrer gestalten. Ich habe gerne da mitgemacht
und gesehen, dass da auch nur mit Wasser gekocht wird. Dadurch habe
ich Mut gefasst, es auch einmal zu versuchen - in Absprache mit den
Kollegen der Landeskirche als Saison-Eröffnungs-Gottesdienst, während
der auf Johanniskreuz dann der Abschlussgottesdienst sein sollte. Jede
Kirche verantwortete ihren Gottesdienst, wobei ich auch klar sagte,
dass ich aufgrund der Ökumenischen Handreichung sie nicht bei uns
predigen lassen könnte wie sie mich umgekehrt bei sich. Aber
unterhalb der Kanzelebene haben wir immer zusammengearbeitet als
Team und sind auch gemeinsam aufgetreten. Der erste Gottesdienst fand
dann am 30. April 1995 in der Katharinenkapelle statt. Thema: Heute
schon getankt? Im Jahr darauf war das Thema Total abgefahren -
wieder in der Katharinenkapelle. 1997 waren wir dann erstmals richtig
draußen - auf dem Landauer Meßplatz (Thema: Springt der Funke
über?). Damals stand da noch ein (hölzerne) Messehalle mit so einer
Art Laderampe davor, die uns als Bühne diente. Darauf hatten wir eine
Boxer-BMW gestellt, deren Kerzenstecker wir für ein kurzes Anspiel zur
Predigt präpariert hatten, so dass es beim Startversuch zwar einen
Zündfunken gab, aber die Karre trotzdem (zunächst) nicht ansprang. (Aus
der Kradfahrer-Gemeinde gab's dabei einen schönen Kommentar, den ich
leider nicht mehr richtig zusammenkriege - ungefähr so: Kein Wunder,
dass sie nicht anspringt - wie soll sich ein bayrisches Motorrad mit
einem Berliner [da komme ich her] verstehen?
Zu
diesem Termin gab es die erste gemeinsame Anfahrt vom Rasthof Pfälzer
Weinstraße, begleitet von Polizei-Krädern (kam zustande über einen
Polizisten aus Landau, der seitdem auch immer mit im Gottesdienst-Team
war).
Als
1998 der Meßplatz wegen Umbau gesperrt war, wichen wir auf den
Rathausplatz (!!) aus. Es regnete allerdings so kräftig, dass der
Gottesdienst doch in der Katharinenkapelle stattfand (Hinterherfahren
zwecklos - habe mich selbst verirrt). Einige Hartgesottene waren über
Johanniskreuz angereist - im Schnee!! (am 19.4. ...)
Seit
1999 fanden die Gottesdienste dann immer erst Anfang Mai und auf dem
Martha-Saalfeld-Platz statt; die Stadt wollte ihre gute Stube
Rathausplatz nicht so gerne dafür hergeben, scheute auch Konflikte mit
den ohnehin durch viele Veranstaltungen belasteten Anwohnern. So war
das für uns eine gute Alternative, bei der wir die Verbindung zur
Katharinenkapelle hatten (als Identifikations-Punkt mit unserer
Gemeinde und als Rückzugsraum bei Regen) - und keine schwierige
Anfahrt durch die Fußgängerzone! Thema 1999: Hoppla, jetzt komm ich!
2000: Stumpft der Mensch vom Gaffen ab? 2001: Gott, gib Gas, ich
will Spaß! - vor diesem Gottesdienst hatte sich eine Frau E. aus
Bruchweiler bei mir gemeldet, deren 32jähriger Sohn am 2.4. bei
Roschbach mit dem Krad tödlich verunglückt war; ich war damals bei ihr,
und wir haben dann im Gottesdienst an ihren Sohn gedacht und Fürbitte
getan.
2002:
Neues Spiel, neues Glück - bei der Kollektenankündigung habe ich mich
von der Kradfahrer-Gemeinde verabschiedet und die Kollekte
ausnahmsweise mal für die eigenen Gemeinde erbeten (da durch den
Pfarrwechsel außergewöhnliche Kosten auf sie zukommen würden...). Sonst
habe ich bei den Kollekten immer gesehen, dass wir zum einen etwas
Gutes für andere tun konnten, zum anderen einen weiteren Aspekt für
unsere Öffentlichkeitsarbeit hatten.
Zielsetzung war immer: Unsere Gemeinde und Kirche soll in unserer
Region bekannter werden; den Gottesdienstbesuchern sollen >Brücken
zum Glauben< gebaut werden. "
So weit aus den Erinnerungen von Pfr. Gerhard Triebe.
Never
change a winning team, sagt man. Und so habe ich, Jürgen Wienecke ,
seit November 2003 Pfarrer im Pfarrbezirk Landau-Crailsheim, die
bewährte Zusammenarbeit weitergeführt mit der Projektgruppe
Gottesdienst für Motorradfahrer/innen, innerhalb der Evangelischen
Kirche der Pfalz. Wir helfen uns gegenseitig bei der Vorbereitung und
Durchführung der Moto-Godi.
2004
leitete ich meinen ersten Gottesdienst mit dem Thema Born to be free,
2005 folgte Nur Fliegen ist schöner, und 2006 Mit der Kraft der zwei
Herzen. Texte und Ablauf dieses Gottesdienstes und was in der
Vorbereitung zu bedenken ist, sind ebenfalls zu finden auf unserer
Homepage.
Wie
Pfarrer Triebe zuvor bin ich gebeten, beim jährlich stattfindenden
Hambacher Bikerfest einen kleinen Gottesdienst für
Motorradfahrer/innen auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt/Weinstraße
zu leiten.
Wer mehr über das Thema Motorradgottesdienste wissen will: Gerhard Triebe und/oder ich geben
gerne unsere Erfahrungen weiter.
Ziele:
Unsere Gemeinde und Kirche soll in unserer Region bekannter werden; den
Gottesdienstbesuchern sollen Brücken zum Glauben gebaut werden. (Gerhard Triebe)
Ergebnisse:
-
Ein
Gottesdienst für Motorradfahrer/innen erreicht nachweislich Menschen,
die normalerweise mit Kirche und Glauben nicht viel am Hut (bzw.
Helm) haben.
-
(Es
lohnt sich also, diese Gottesdienste besonders sorgfältig
vorzubereiten, auf diese Zielgruppe zuzuschneiden und Kontakte in
dieser Szene zu pflegen.)
-
Gemeinde
und Kirche wird vor allem über die Person des Motorradpfarrers einer
weiteren Öffentlichkeit bekannt. Daraus haben sich mehrfach
(seelsorgliche) Kontakte und Beziehungen ergeben.
-
Ohne die Motorradgottesdienste würde die Gemeinde und ihr
Gottesdienst-Ort in Stadt und Region weit weniger wahrgenommen.
-
Innerhalb der Ökumene findet diese Arbeit positive Beachtung
-
Ich
werde immer wieder mal nicht nur von Bikern, die an einem Moto -Godi
teilgenommen oder auch nur davon gehört haben auf diese besonderen
Gottesdienste angesprochen: Da ist Kirche positiv bei überwiegend
Kirchendistanzierten im Gespräch!
-
Moto-Godi
sind events mit Langzeitwirkung: Themen und ausführende Personen sind
auch nach Jahren noch im Gedächtnis: immer noch erinnert man sich an
Gottesdienste aus der Ära Triebe und fragt nach seinem Ergehen!
Nacharbeit:
-
Jeder Gottesdienst wird in der Projektgruppe Motorradgottesdienste kritisch reflektiert
-
es
trifft sich ein regelmäßiger Stammtisch für Motorradfahrer/innen in der
christlichen, alkoholfreien Kneipe KREUZ&QUER in Landau. Die
Teilnehmerzahl schwankt zwischen 4 und 12 Personen.
-
Angebote
für gemeinsame Ausfahrten in die Umgebung. (Leider ist es für einen
Pfarrer schwierig, daran teilzunehmen, denn meistens sind die Leute am
Sonntag unterwegs! Es ist mir noch nicht gelungen, so eine Ausfahrt mit
der Teilnahme an einem Gottesdienst zu kombinieren.)
Planungen:
-
interessierte Motorradfahrer/innen in die Vorbereitung des nächsten
Moto-Godi in Landau integrierendie Werbung bei Motorradclubs in der Umgebung verbessernauch
in Crailsheim einen regelmäßigen Moto-Godi installieren. (Die Planungen
in Zusammenarbeit mit dem Inhaber der örtlichen, mittelständischen
Brauerei laufen vielversprechend)Vielleicht mal eine Freizeit für Motorradfahrer/innen. Aber dazu suche
ich noch ein Vorbereitungsteam.
Weitere Informationen zum Moto-Godi 2006 im pdf-Format:
Plakat
Handzettel
Pressetext
Checkliste
Gottesdienst-Entwurf mit Texten
Gottesdienst-Programm
Antrag auf Sondernutzung
Sondernutzungserlaubnis
Anschreiben an die Anwohner
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