Mühlengottesdienste | aus Danstedt | 7-2006


Die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e.V. (www.muehlen-dgm-ev.de) führt jedes Jahr am Pfingstmontag den Deutschen Mühlentag durch. Dieses Ereignis bietet einen hervorragenden öffentlichkeitswirksamen und damit auch missionarischen Anknüpfungspunkt, im Rahmen des Programms auch einen Gottesdienst anzubieten. Pfarrer Hartmut Bartmuß hat diese Möglichkeit sowohl in seiner früheren Gemeinde in Hermannsburg als auch in seiner jetzigen Pfarrstelle im Pfarrbezirk Wernigerode-Halberstadt erkannt und umgesetzt. Im Folgenden berichtet er über Hintergrund und Ziele, über erforderliche Vorbereitungen, mögliche Gestaltungselemente und Erfahrungen.


Zu Mühlen hatte ich seit meiner ersten Pfarrstelle in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens immer eine gewisse Beziehung. Im Gimlitztal bei Frauenstein /Erzgebirge haben wir oft in der Stampfmühle beim Müller Weichert Frauenstunde gehalten und dabei auch mehrfach die Mühle besichtigt. Im damaligen Kirchenvorstand Muehlehatte ich einen Bäcker und Müllermeister, denn zur Pfarrstelle mit zwei Kirchengemeinden gehörten etliche Wassermühlen, die dann dem Bau der Talsperre Lichtenberg weichen mussten. In meiner Zeit als Pfarrer an der Großen Kreuzkirche in Hermannsburg bei Celle (1993-2003) fanden bei einer von einem Gemeindeglied (Landwirt) wieder restaurierten Wassermühle (Luttermühle am Lutterbach) im Zusammenhang mit dem Deutschen Mühlentag und einem „Ententreffen“ der Fans dieses bekannten Autos von Citroen (eine Familie der Kirchengemeinde handelte mit Ersatzteilen dafür) eine Party statt. Ich machte dann den Vorschlag, dort immer am Pfingstmontag einen Mühlengottesdienst zu feiern und anschließend bei Getränken und Schmalzbroten (Unkostenpreis) zusammen zu sitzen, um zu klönen. So entstanden die Mühlengottesdienste. Der Aufwand für diese überaus gut besuchten Gottesdienste (Das Mühlenhaus war voll) war gering. Der Posaunenchor begleitete die Lieder, Liedzettel waren zu drucken und Leuchter, Kerzen sowie Kruzifix habe ich mitgebracht. Talar habe ich in Hermannsburg nicht angezogen, wohl aber trug ich Colarhemd.

Hier ein Ablauf, wie er sich auch inzwischen in Danstedt bewährt hat:

Begrüßung
Lobe den Herren...
Irisches Gebet
Verkündigung (Symbolpredigt), Lesung 
Großer Gott, wir loben dich....
Gebet und Vaterunser
Wie lieblich ist der Maien
Segen (Dem trinitarischen Segen geht ein irischer Segen voraus)
Nun steht in Laub und Blüte....
Einladung zum Imbiss
Kein schöner Land....

Muehlengottesdienst1Ich halte immer eine Symbolpredigt und erlebe dabei immer wieder erstaunliche Rückmeldungen . Nach meinem Dienstantritt im Pfarrbezirk Wernigerode-Halberstadt habe ich gleich 2003 ein Gemeindeglied aufgesucht, das sich im Mühlenverein in Danstedt – dort besteht die Dreieinigkeitsgemeinde im Pfarrbezirk Wernigerode-Halberstadt der SELK – engagiert. Kurz nach Dienstantritt habe ich aus dem Stand eine Kurzandacht gehalten und dann für 2004 zum Mühlengottesdienst eingeladen, der nun gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde durchgeführt wird, deren Gastfreundschaft unsere dortige Gemeinde seit Jahrzehnten genießt. In einem Jahr liegt die liturgische Vorbereitung bei uns und die Predigt bei der Evangelischen Gemeinde und dann wieder umgekehrt. Für die hiesigen Verhältnisse ist der Gottesdienst (ca. 35 min) immer sehr gut bis gut besucht.

Schön ist, dass hier der Mühlenverein bereits in seiner Pressemeldung auf diesen Gottesdienst hinweist.

Der Deutsche Mühlentag ist eine von vielen Möglichkeiten, gesellschaftliche Ereignisse mit einem Gottesdienst zu verbinden. In Wernigerode wurde mit Schützengottesdiensten in der Kreuzkirche 2005 begonnen, die so gut ankamen, dass die Schützen vom Ortsteil Nöschenrode fortan nur noch bei uns ihre „Schützenandacht“ feiern wollen. Es gibt viele Möglichkeiten zu zeigen, dass „die Kirche im Dorfe steht“, Mühlengottesdienste sind eine davon.