Ökumenischer Kreuzweg | Berlin-Mitte | 06-2014

Seit dem Jahr 2010 hat sich in Berlin-Mitte eine ökumenische Tradition in der Fastenzeit entwickelt. Mehrere römisch-katholische und evangelische Gemeinden sowie auch die Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in der Annenstraße machen sich in jedem Jahr in der Passions- und Fastenzeit auf zu einem Kreuzweg durch ihren Stadtteil. Ziel ist es dabei, mit dem Gedenken an das Leiden und Sterben Jesu „auf die Straße“ zu gehen. Wie diese Idee entstanden ist und was dabei zu bedenken ist, erläutert Pfarrer Johann Hillermann von der SELK-Gemeinde in Berlin-Mitte.


Wie es dazu kam:

Im Jahr 2010 wurde der Maueröffnung vor 20 Jahren gedacht. Beteiligt waren evangelisch-landeskirchliche, römisch-katholische Gemeinden und auch unsere. Im Gespräch einigte man sich darauf, dass das Gedenken nicht nur in einer Kirche stattfinden sollte. Deshalb kam die Idee auf, eine Wegstrecke zurückzulegen und in vier Kirchen Station zu machen. Die Beteiligung war gut. Aus den Reihen unserer Gemeinde kam dann die Anregung, doch nicht auf das nächste Gedenken zu warten, sondern in der kommenden Passionszeit eine ähnliche Veranstaltung auszurichten. Sehr zeitig – sechs Monate vorher – lud ich dann zu einer ersten Vorbereitung ein – mit einem fortgeschrittenen Entwurf. Das Ziel war, die Andachten wirklich auf die Passionsgeschichte der Evangelien zu beschränken und möglichst einfache Lieder, Gebete, Meditationen diesen unterzuordnen. Der Entwurf wurde dankbar angenommen. So entstand aus der anfänglichen Aktion der „Mauerökumene“ der „Kreuzweg der Luisenstädtischen Ökumene“.


Vorbereitung:
Wir einigen uns auf einen Samstagnachmittag in der Passionszeit. Dann einigen wir uns auf die vier Kirchen, in denen Station gemacht werden soll. Dabei muss bedacht werden, dass die Wege für die zu erwartenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer zumutbar sind. Dann wird die inhaltliche Gestaltung besprochen. Da die liturgische Form mehr oder weniger feststeht, geht es hier vor allem um die Teile der Passionsgeschichte, die verlesen werden sollen.

Wenn die Strecke feststeht, muss ein Verantwortlicher die Veranstaltung polizeilich melden – die Polizei begleitet dann den Zug und regelt auch den Verkehr.

Die Angaben zu unserem Kreuzweg – einschließlich der Zeiten und der Reihenfolge der Kirchenstationen – wird dann auf Handzettel und Plakate gedruckt, die verteilt werden. Außerdem wird ein kurzer Text formuliert, der in die Gemeindebriefe kommen soll.

Schließlich erklärt sich jemand auch bereit, das Gottesdienstblatt zu erstellen und zu vervielfältigen.


Durchführung:
Der Kreuzweg ist sehr schlicht. Die einzelnen Andachten dauern nicht länger als 20 Minuten. Bei der ersten Station gibt es zusätzlich eine Begrüßung und zum Schluss des Kreuzweges den Segen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammeln sich in der Kirche. Es gibt eine Eingangsmusik. Die Geistlichen ziehen im Talar ein und nehmen vorn in der Kirche Platz. Dann folgt die Andacht. Am Ende der Andacht wird die nächste Station angekündigt. Die Geistlichen folgen einem Helfer mit Vortragekreuz auf die Straße. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgen und nehmen die Gottesdienstblätter mit.

Der Weg wird nicht liturgisch gestaltet, sondern wird zum Gespräch oder zur Meditation genutzt.

Nach der letzten Station wird zu einer Erfrischung eingeladen – Tee, Kaffee, Brezeln. Diese Begegnung zum Ausklang ist sehr wichtig.


Die Form:

Musik
Gruß
Vorbereitungsgebet
Bibeltext
2-3  Minuten Stille
Betrachtung
Stille, die in das Singen führt:
Lied „Bleibet hier und wachet mit mir“ (Taizé)
Gebet
„Siehe, das ist Gottes Lamm” (Evangelisch-Lutherisches Kirchengesangbuch Nr. 429) – muss dirigiert werden!
Entlassung,  zur  nächsten Station bzw. Vaterunser und Segen
Musik

In diesem Jahr hatten wir folgende Texte aus der Passionsgeschichte:

Der Verrat des Judas   (Lukas 22, 47-48)
Simon von Kyrene trägt das Kreuz (Markus 15, 20-22)
Die klagenden Frauen  (Lukas 22, 27-31)
Maria und Johannes unter dem Kreuz  (Johannes 19, 26-27)


Gestaltung:
Gebet, Lesung und Meditation werden auf mehrere Personen verteilt. Eine kurze Bildbetrachtung wird vorgetragen. Einmal wurde ein Filmausschnitt gezeigt, das hat sich aber nicht bewährt. Auch Musik „aus der Konserve“ hat sich nicht durchgesetzt.

Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schätzen die Schlichtheit: Stille, Konzentration aufs Bibelwort, einfache kurze Gesänge.